Gegen das Ende: Katastrophen- und Rettungsszenarien in Nahzeitdystopien der Gegenwart


Dr. Eva Lisa Stubenrauch

 

Während die kanonischen Utopien und Dystopien seit dem späten 18. Jahrhundert ihre Gesellschaftsmodelle in weit entfernte Zukünfte auslagerten, entwirft die Gegenwartsliteratur Zukunftsszenarien, die unmittelbar auf unsere Gegenwart folgen und aus aktuellen Tendenzen resultieren. Oftmals sind es hier die 2020er und 2030er Jahre, die uns Klimakatastrophen, den Niedergang der Demokratie oder die Machtübernahme der Maschinen bescheren. Daraus folgt nicht nur ein gesteigerter zeitdiagnostischer Anspruch der Nahzeitdystopie; auffällig ist auch, dass die literarischen Nahzukünfte unserer Gegenwart Rettungsnarrative erzählen, deren Appell die Buchdeckel verlassen und im literarischen Feld zirkulieren soll. Der Vortrag widmet sich den Katastrophen- und Rettungsszenarien in der Gegenwartsliteratur in historischer, kritischer und formtheoretischer Perspektive. Folgt auf die engagierte Nachkriegs- und subversive Popliteratur nun eine aktivistische Literatur ‘für die Zukunft’?

Datum: 20.11.2023