Studium Generale
Auf der Suche nach innovativen Antibiotika aus Mikroorganismen
Prof. Dr. Rolf Müller, Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung, Saarbrücken
Die Entdeckung und folgende Verfügbarkeit wirksamer Antibiotika hat in den vergangenen 80 Jahren dafür gesorgt, dass zuvor oftmals tödliche bakterielle Infektionserkrankungen ohne weiteres heilbar wurden. Darüber hinaus stellen Antibiotika die Grundlage vieler Errungenschaften der modernen Medizin dar: Ohne sie wären chirurgische Eingriffe, Transplantationen, oder Chemotherapien undenkbar, da stets die Gefahr einer Infektion besteht. Unglücklicherweise hat der langfristige und oft unsachgemäße Gebrauch von Antibiotika die Entstehung antimikrobieller Resistenzen stark begünstigt, welche nun eine weltweite Bedrohung für die allgemeine Gesundheit darstellen. Schätzungen gehen davon aus, dass bakterielle Infektionskrankheiten in wenigen Jahrzehnten wieder zu den häufigsten Todesursachen zählen, falls dieses Problem nicht adressiert wird. Die Erforschung neuer, resistenzbrechender Antibiotika ist demnach dringender denn je.
Eine der wichtigsten Quellen neuer Antibiotika sind Mikroorganismen selbst. Diese haben im Laufe der Evolution kontinuierlich Strategien entwickelt, um sich einen Vorteil gegenüber ihren Konkurrenten in praktisch allen Lebensräumen zu verschaffen. Dazu dient auch die Produktion antibiotisch wirksamer Moleküle. Bei der Suche nach diesen Substanzen fokussieren wir uns auf Myxobakterien: Eine bislang relativ wenig erforschte Ordnung von Bodenbakterien mit enormem biosynthetischen Potential, welche als Raubbakterien am Ende der mikrobiellen Nahrungskette stehen und somit im Laufe der Evolution ständig neue antibiotische Wirkstoffe bilden. Wir verwenden eine Kombination an hochmodernen Methoden aus den Bereichen Biotechnologie, Chemie, Pharmazie und Bioinformatik, um neue Substanzen aus Myxobakterien zu isolieren, charakterisieren und ihre pharmazeutischen Eigenschaften für die Anwendung am Menschen zu optimieren.
Moderation: Bernhard Schink