Festvortrag und Diskussion im Rahmen des Workshops "Verfassungspatriotismus in der Migrationsgesellschaft"
Moderation: Prof. Dr. Daniel Thym
Vortrag: Prof. Dr. Uwe Volkmann
Es vergeht kaum eine Diskussion über die gesellschaftliche Integration in Zeiten erhöhter Migration, ohne dass früher oder später auf das Grundgesetz als Wertebasis verwiesen würde. Die neue Prominenz der Verfassung reagiert nicht nur auf die aktuelle Konstellation des Streits um Migration und Integration, sondern auf früheren Diskursschichten, die uns zu verstehen helfen, was die Verfassung für das gesellschaftliche Selbstbild leisten kann – und was nicht. So gibt die Verfassung nur wenige stabile Inhalte, sondern lebt „in“ der Gesellschaft. Hierbei lässt sich an den Diskursen über Migration und Integration eine Schwerpunktverlagerung beobachten: Während im weiteren Sinn kulturelle Fragen früher vorrangig dem Privatbereich zugeordnet wurden, sind diese heute zunehmend im öffentlichen Raum verortet. Hierbei zeigt sich, dass die Selbstverständigungsdiskurse konfliktbeladen sind und prekär bleiben. Soziale Schließung und Ausgrenzung prägen die Gegenwart ebenso wie Dialog und Aushandlung. Diesen scheinbar gegenläufigen Tendenzen möchten wir auf unserer interdisziplinären Tagung nachgehen. Es geht um die Voraussetzung und Grenzen einer gesellschaftlichen Breitenwirkung der Verfassung, das zunehmende Gewicht von Migration und Kultur sowie die Grenzen eines rational-diskursiven Ansatzpunkts. Ziel ist eine kritische Bestandsaufnahme, die den Beitrag des Grundgesetzes zur gesellschaftlichen Selbstverständigung offenlegt.
11. Oktober 2018
Links: Verfassung und Gemeinsinn - Universität Konstanz