Studium Generale
Der Ort der Religion in einer offenen Gesellschaft
09. Januar 2023
Reinhard Kardinal Marx, Kardinal von München und Freising
Veränderungen gesellschaftlicher, politischer und kultureller Themen stellen auch die Religionen vor die Herausforderung, diese Entwicklungen zu verstehen, sich in den eigenen Organisationsgebilden diesen Fragen zu stellen und Positionen zu finden, die dann wiederum in die gesellschaftliche Debatte Eingang finden. Grundsätzlich gibt es also ein Wechselverhältnis gegenseitiger Auseinandersetzung und Beeinflussung. Auch für die katholische Kirche stellt sich natürlich die dynamische Frage der Verhältnisbestimmung zur Gesellschaft, die sicher nicht immer widerspruchsfrei und gelungen ist. Gefragt ist ein anspruchsvoller Dialog, auch im Blick etwa auf die Frage, ob und ggf. welche „Relevanz“ Religion in einer offenen, modernen Gesellschaft hat. Dient Religion dem gesellschaftlichen Zusammenhalt, fördert sie den Frieden, ermöglicht sie Solidarität, leistet sie einen Beitrag zu einer nachhaltigen Zukunft – oder trägt Religion eher zur Spaltung bei, sogar zum Unfrieden oder Krieg, und verhindert möglicherweise zukunftsgerichtete Entwicklung? Spielt die Gottesfrage überhaupt noch eine Rolle? Ein Kristallisationspunkt in diesem Grundsatzthema ist das Konzept der Freiheit, das sowohl für das Leben, den Glauben und die Gestalt der Kirche bedeutsam ist, wie auch für die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen.
Moderation: Günter Franke und Bernhard Schink