Studium Generale

Wann ist der Mann ein Mann? Geschlechterrollen in der englischsprachigen Literatur zum Ersten Weltkrieg

12. Dezember 2022

Prof. Dr. Silvia Mergenthal, Universität Konstanz

Der Erste Weltkrieg ist im kulturellen Gedächtnis Großbritanniens und anderer Länder des Commonwealth viel präsenter, als dies beispielsweise in Deutschland der Fall ist. Entsprechend gibt es zahlreiche Texte aus allen literarischen Gattungen, die sich bis in die Gegenwart hinein mit diesem Thema auseinandersetzen. Insbesondere die Frage, welche Auswirkungen der Krieg auf zeitgenössische Vorstellungen von idealer Männlichkeit hat, wird von vielen Autorinnen und Autoren verhandelt: Was bedeutet es etwa für einen Soldaten, wenn die Positionen, die er vor dem Krieg in Beruf und Familie innehatte, von Frauen usurpiert werden, wenn er plötzlich spürt, dass der Grat zwischen Kameradschaft und homoerotischem Begehren nur ein schmaler ist, wenn er gar vom Erlebten traumatisiert wird?

Im Vortrag wird diese Frage anhand einer Reihe von Beispielen aus britischen und australischen Kriegsromanen diskutiert, wobei durch den Vergleich zwischen diesen beiden nationalen Literaturen auch Unterschiede in der Bedeutung, die dem Ersten Weltkrieg in den jeweiligen Konstruktionen nationaler Identität zugeschrieben wird, zu Tage treten.

Moderation: Beate Ochsner und Günter Franke

Prof. Dr. Silvia Mergenthal ist Professorin für Englische Literatur und Allgemeine Literaturwissenschaft an der Universität Konstanz.