ZKF-Arbeitsgespräche im Sommersemester 22

Die medizinaldemographische Expedition nach Ozeanien 1913/1914: Emil Nolde und zwei Mediziner unterwegs im Auftrag des Kolonialamts

 

Referent:

Prof. Dr. Rebekka Habermas, Universität Göttingen

Moderation:

Prof. Dr. Anne Kwaschik

Datum: 2022-06-01

Inhalt

In Kooperation mit dem Forschungskolloquium Wissensgeschichte und dem Colloquium Modern History

Im Mittelpunkt des Vortrags stehen erste Überlegungen zu einem neuen Buchprojekt, das sich mit einer Expedition nach Ozeanien beschäftigt, an der unter anderem Emil Nolde und zwei Mediziner teilnahmen. Sie war organisiert und finanziert vom Reichskolonialamt und sollte sich mit der Frage beschäftigen, wie deutsche Pflanzer an die dringend benötigten einheimischen Arbeitskräfte gelangen könnten. Ohne diese drohten – aus Sicht des Kolonialamtes – die europäischen Pflanzungen ihre Rentabilität einzubüßen.

Die Frage ist, wie die beiden Mediziner, ein Spezialist für Augenkrankheiten und ein sogenannter Tropenmediziner,  mit welchen Untersuchungsmethoden und Darstellungsverfahren dem Kolonialamt plausible und mit wissenschaftlicher Legitimität versehene Argumente lieferten, um hier Abhilfe zu schaffen. Der besonderen Rolle, die der Maler Emil Nolde spielte, der schließlich zahlreiche seiner in Ozeanien angefertigten Skizzen dem Reichskolonialamt vermachte, wird ebenfalls nachgegangen. Seine Darstellungen waren und sind bis heute weit über den Rahmen der Expedition hinaus von Bedeutung – werfen sie doch neue Fragen bezüglich des  Verhältnisses  von Kolonialismus und moderner Malerei auf.