Bewältigung und Korruption: Auswirkungen der Coronakrise auf gelebtes Verwaltungshandeln - Antrittsvorlesung Prof. Dr. Eva Thomann

Krisen wie die Coronapandemie stellen die öffentliche Verwaltung vor nahezu unmögliche Herausforderungen: von ihr wird erwartet, schnell, effektiv und kompetent komplexe praktische Probleme zu lösen, politische Beschlüsse umzusetzen und die Bereitstellung öffentlicher Dienstleistungen und Güter sicherzustellen. Wie meistern die in der Verwaltung tätigen Menschen diese Herausforderungen in ihren alltäglichen Begegnungen mit Bürgerinnen und Bürgern—und wie hat sich ihre Arbeit dadurch verändert? Gerade in Krisenzeiten zeigen sich sowohl die Sonnen- wie auch die Schattenseiten von gelebtem Verwaltungshandeln. Im öffentlichen Gesundheits- und Sozialwesen tätige Menschen beispielsweise greifen mangels politischer oder institutioneller Unterstützung auf kreative individuelle Bewältigungsstrategien zurück, um ihre systemerhaltende Rolle zu erfüllen—besonders in Ländern wie Brasilien, wo die Politik die Pandemie verharmlost. Verfahrenserleichterungen im öffentlichen Beschaffungswesen sind notwendig, um den plötzlichen Bedarf an persönlicher und medizinischer Schutzausrüstung zu decken—eröffnen aber auch Schlupflöcher für Korruption, wie sich angesichts der „Maskenskandale“ in Deutschland oder Italien zeigt. Wie lassen sich diese Auswirkungen der Krise auf Verwaltungspraxis in unterschiedlichen Kontexten messen und erklären? Was können wir daraus lernen für eine erfolgreiche Funktionsweise der Verwaltung in Krisenzeiten?

Datum: 20.07.2022
 

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Arbeitsgruppe für Verwaltungswissenschaft