"Roundtable: Grenzen der Zugehörigkeiten: Das Ende der Aushandlungen im Kontext globaler Mobilität"

TeilnehmerInnen / Participants:

Sabine Strasser (Universität Bern), Stephan Dünnwald (Bayerischer Flüchtlingsrat), Boris Nieswand (Universität Tübingen), Friederike Stahlmann (MPI Halle/Saale)

Obergrenzen, Belastungsgrenzen, die Grenzen der Toleranz, Zurückweisungen an der Grenze – spätestens seit dem “Sommer der Migration” sind “Grenzen” wieder zentrale Figuren im politischen Diskurs über Mobilität und Migration. Ging es in den Jahren der Globalisierungseuphorie darum, Grenzen zu überwinden und einzureißen, werden Grenzen nun nicht mehr als Problem, sondern als dessen Lösung propagiert. Auch wenn in Bezug auf Migration Grenzen niemals in derselben Weise in Frage gestellt wurden, wie in anderen Feldern der Globalisierung, ist ihre gegenwärtige Essentialisierung und Re- Naturalisierung unübersehbar. Zugehörigkeiten, Identitäten und Rechte werden von ihnen abgeleitet. Eine sozialkonstruktivistische Perspektive auf Grenzen ist im öffentlichen und politischen Diskurs kaum vermittelbar. Die Betonung von Gleichheit und das Eintreten für ungehinderte Mobilität erscheinen bestenfalls als naiv. Gleichzeitig baut die Migrationspolitik neue Grenzen und Differenzlinien auf, etwa wenn der Zugang zu Territorien, staatlichen Leistungen oder politischer Teilhabe an politisch aufgeladenen Personenkategorien festgemacht und zwischen ‘guten’ und ‘schlechten’ Flüchtlingen oder zwischen Flüchtlingen und Migranten unterschieden wird. Projekte der humanitären Hilfe, des zivilgesellschaftlichen Engagements oder aktivistische Positionen folgen mitunter den gleichen Unterscheidungslogiken.

Mit den TeilnehmerInnen des Roundtable wollen wir diskutieren, welche Positionen die Ethnologie gegenüber diesen Grenzziehungen und Differenzierungsprozessen einnehmen kann. Wie gehen wir mit Grenzen um, die als scheinbar unverhandelbar dargestellt werden, wie verhalten wir uns gegenüber Kriterien der Zugehörigkeit, die gesetzt oder als selbstverständlich artikuliert werden, wie sehen wir die Grenzziehungen von AkteurInnen, deren politische Positionen wir teilen? Nicht zuletzt gilt es auch, unsere eigenen Grenzen der Aushandlung, etwa gegenüber populistischen oder radikalen Positionen zu reflektieren. Um die Diskussion für eine breitere Öffentlichkeit zu öffnen, schlagen wir vor, die Diskussion des Roundtable in deutscher Sprache zu führen.

Datum: Mittwoch, 02. Oktober 2019