Gesellschaftstheorie, Neurosoziologie und die Praxis der Akteure
Datum: 13.02.2014Exzellenzcluster „Kulturelle Grundlagen von Integration“
Prof. Dr. Dirk Baecker lehrt an der Zeppelin Universität in Friedrichshafen.
Wenn Akteure ihre eigene Gesellschaftstheorie betreiben, bedeutet dies, dass sie sowohl für die Verkettung von Handlungen als auch für die Brüche in diesen Ketten bei Bedarf auf eine Gesellschaft als intervenierende Variable zurückgreifen. Eine Theorie der Gesellschaft erfüllt diese Funktion nicht konkurrenzlos, sondern steht im Wettbewerb mit dem Doing of Nature, Fate, History, Ideology und Psychology, das heißt der Zurechnung von Kette und Brüchen auf Natur, Schicksal, Geschichte, Ideologie und Psychologie. In der Moderne kommt weitere Konkurrenz hinzu, die man als Politik, Wirtschaft, Recht, Religion, Kunst, Wissenschaft, Religion, Technik, Organisation und Kultur adressieren kann. Die Gesellschaft der Gesellschaftstheorie der Akteure wird abstrakter und spezifischer, um in dieser Konkurrenz zu bestehen. Im Unterschied zur Grounded Theory und Actor-Network-Theory, die den Trajektorien der Akteure nachgehen, als hätte es nie eine soziologische Theorie gegeben, und die deswegen ein unverzichtbares Korrektiv jeder soziologischen Arbeit darstellen, gehen wir im Folgenden, nicht ohne Wagnis, davon aus, dass die soziologische Theorie für ihre Annahmen der Verkettung und Überwindung von Brüchen gute empirische Gründe hat. Wir postulieren, dass Rolle, Handlung, Kommunikation, System, Netzwerk und Schwarm (die Liste erhebt keine Anspruch auf Vollständigkeit) als Metadaten zu verstehen sind, die ihrerseits, wenn man so sagen darf, Argumente sammeln, die in diesen von den Akteuren produzierten Gesellschaftstheorien aufgerufen werden, um Ketten zu produzieren und Brüche zu heilen. Zu prüfen ist diese Vorgehensweise neuerdings nicht nur anhand von Daten über die Ordnung und Unordnung von Gesellschaft und ihrer Differenzierung, sondern auch anhand von Daten über die orthogonale Verknüpfung von Körper, Gehirn, Bewusstsein und Gesellschaft. Wir gehen deswegen auch kurz auf die Neurosoziologie ein.
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Vortrag
Prof. Dr. Dirk Baecker (Zeppelin Universität Friedrichshafen)
Gesellschaftstheorie, Neurosoziologie und die Praxis der Akteure